Christoph Friedrich Nicolai

Christoph Friedrich Nicolai wurde am 18. März 1733 in Berlin als achtes Kind eines Buchhändlers geboren. Er besuchte das „Joachimthalsche Gymnasium“ in Berlin und anschließend die „Lateinschule der Franckeschen Stiftungen“ in Halle. Diese Schule verließ er 1748, um die neu entstandene Heckersche Realschule in Berlin zu absolvieren.

1749 begann Nicolai eine dreijährige Buchhändlerlehre in Frankfurt an der Oder. Er bildete sich privat weiter, indem er viele der Bücher seines Ausbildungsgeschäfts und der privaten Gelehrtenbibliothek in Frankfurt las. Er beschäftigte sich in jener Zeit mit den unterschiedlichsten Themenbereichen, wie z.B. Metaphysik und Ästhetik.

Bis heute widmet er sich in seiner freien Zeit der Weiterbildung im Selbststudium und besitzt die größte Privatbibliothek Berlins.

1752 kehrte er nach Berlin zurück, um die Leitung der Verlagsbuchhandlung seines Vaters zu übernehmen, nachdem dieser gestorben war. 

 

 

Nicolais Wohnhaus in Berlin

 

 

1760 heiratete Nicolai Elisabeth Macaria Schaarschmidt..

Nicolai ist als bedeutender Vertreter der norddeutschen, protestantischen Aufklärung, mit besonderem Schwerpunkt auf der Berliner Aufklärung, zu betrachten. Er arbeitet als Buchhändler, Verleger und Herausgeber von Zeitschriften.

Er verfasst verschiedene Werke, besonders häufig schreibt er Parodien und Satiren. Zusätzlich fungiert er als Literaturkritiker.

Nicolai ist ein Mitglied des „Montagsclubs“ und der „Gesellschaft von Freunden der Aufklärer“, welche bekannte literarische und philosophische Gesellschaften sind.  

Nicolai betrachtet sich als objektiver Aufklärer gegen Aberglauben und Mystizismus. Dabei ist er auch ein Gegner von Jesuiten, Katholiken und Orthodoxen. Allerdings greift er nach Meinung seiner Widersacher bei seiner Kritik an den Kirchen Gegenstände geringerer Bedeutung an.

In seine Reiseberichte fließen Beobachtungen zur Politik, Geographie, Wirtschaft und Kultur ein. Mehrmalige subjektive, unwissenschaftliche Aussagen über Anschauungen anderer Menschen, die Nicolai aufgriff und einer kritischen Betrachtung unterzog, führten zu Nicolais Bekanntheit, die sowohl strahlend als auch widersprüchlich ist.

Als wichtigste Werke von Christoph Friedrich Nicolai sind die „Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland“ aus dem Jahr 1755 und die „Briefe, die neueste Literatur betreffend“, die in 24 Teilen erschienen sind, zu nennen. Sie wurden von Nicolai in Zusammenarbeit mit Gotthold Ephraim Lessing geschrieben und zwischen 1759 und 1765 veröffentlicht. 

 

 

Ausgabe der "Briefe, die Neueste Literatur betreffend"

 

 

Außerdem verfasste Nicolai 1759 die „Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste“ in 12 Bänden. Auch an der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ die seit 1765 herausgegeben wird, ist Nicolai, gemeinsam mit mehr als 150 teilweise sehr bekannten Autoren, maßgeblich beteiligt.1

Helen Achinger

Friedrich Nicolai, Allgemeine deutsche Bibliothek

(Auszug aus der Vorrede des 1. Jahrgangs)

Vorbericht.

 

Man leget hier dem deutschen Publico das erste Stück, der allgemeinen deutschen Bibliothek vor, wovon vierteljährig ein Stück von ohngefähr eben der Stärke erscheinen wird.

Zwey Stücke werden einen Band ausmachen und jeder Band wird mit dem Bildnisse eines berühmten deutschen Schriftstellers gezieret seyn.

 

Dieses Werk soll seiner Absicht nach, eine allgemeine Nachricht, von der ganzen neuen deutschen Litteratur vom Jahre 1764. an, in sich enthalten. Man wird also darinn von allen in Deutschland neu herauskommenden Büchern, und andern Vorfällen, die die Litteratur angehen, Nachricht zu ertheilen suchen. Schriften, von einiger Wichtigkeit, sonderlich deutsche Originalschriften, wird man ausführlich recensiren, so daß sich der Leser von dem ganzen Werke selbst aus der Recension einen richtigen Begrif machen kann. Schriften von minderer Wichtigkeit, und Uebersetzungen wird man nur kürzlich anzeigen, doch mit Beyfügung eines kurzen Urtheils, über den Werth derselben. Akademische Dissertationen, einzelne Predigten und andere kleine Tractätgen, (sie müßten denn durch ihre Wichtigkeit und Merkwürdigkeit eine Ausnahme verdienen) wird man gar nicht anzeigen.

 

Der Verleger siehet die Weitläuftigkeit dieses Plans sehr wohl ein, und die Schwierigkeiten, die sich einer vollkommenen Ausführung desselben widersetzen, aber er lässet sich dadurch von einem Unternehmen nicht abschrecken, welches, wenn es nur mit einiger Vorzüglichkeit ausgeführet wird, mit vielfältigem Nutzen für

alle Liebhaber der neuesten Litteratur begleitet seyn muß. Diese sind in Deutschland in vielen Städten, zum Theil in kleinen Städten, wo nicht einmal ein Buchladen befindlich ist, zerstreuet, und Ihnen ist also sehr damit gedienet, zuverläßige Nachrichten von den neuen Büchern und von ihrem wahren Werthe zu erhalten, und vielleicht wird es Ihnen auch nicht unangenehm seyn, jährlich gleichsam, die ganze neueste Litteratur wie in einem Gemälde auf einmal zu übersehen. Um diesen Zweck zu erreichen, wird der Verleger weder Mühe noch Kosten sparen, er hat sich deswegen vorzüglich um geschickte Mitarbeiter zu diesem periodischen Werke bekümmert, er hat sie in allen Gegenden Deutschlandes aufgesuchet, und er ist so glücklich gewesen, daß sich nicht allein eine ziemliche Anzahl Gelehrten zu dieser Arbeit willig finden lassen, sondern auch zum Theil Männer von so bekannten Talenten, daß ihre Namen allein das Lob des Werkes ausmachen könnten, wenn man sie öffentlich nennen wollte. Doch ist er nicht zufrieden gewesen zu den Recensionen aus allen Theilen der Wissenschaften, ordentliche Mitarbeiter zusammen zu bringen; sondern er hat, damit ja nichts wichtiges übergangen werde, sich auch bemühet, in allen großen Städten Deutschlandes, Correspondenten zu finden, welche ihm von Zeit zu Zeit von der Litteratur in der Gegend, worinn sie leben, Nachricht geben; man wird daher von Zeit


zu Zeit Auszüge aus diesen Briefen bekannt machen. Wollen auch andere Gelehrte dieses Werk, um es noch vollkommener zu machen, mit ihren Beyträgen beehren, so werden sie willig angenommen werden, doch behält man sich vor, dasjenige, so zum Zweck nicht dienlich, oder bloß Privatstreitigkeiten betrift, zu unterdrücken. Wollen auch die Buchhändler ihm ihre neuen Verlagsbücher einsenden, so wird derselben desto geschwinder an gehörigem Orte Erwähnung geschehen können.[...]

 

Eins müssen wir noch erinnern: die Recensenten sind in ganz Deutschland zerstreut; hiedurch wird der Vortheil erhalten, daß man nicht das Urtheil einer einzigen Stadt, sondern gleichsam Stimmen aus den verschiedenen Provinzen des Vaterlandes höret: Hingegen könnte hieraus auch zuweilen eine kleine Ungleichheit in der Schreibart, und in den Meynungen entstehen. Damit also nicht ein Mitarbeiter wegen der Arbeit eines andern zur Verantwortung gezogen werde, so hat man für gut gefunden, die Arbeit eines jeden Mitarbeiters mit einem Buchstaben zu bezeichnen, damit der Leser wenigstens wissen könne, ob zwey Recensionen, die er vergleichen will, von eben demselben Manne sind oder nicht.

 

Der Beyfall des Publici, kann allein ein Werk im Fortgang erhalten, das bloß zum Nutzen desselben gewidmet ist, und wir hoffen ihn durch verdoppelte Bemühungen zu verdienen.

Berlin, den 20 April 1765.

Am 20.April 1765 stellte Nicolai das Projekt seiner neuen Zeitschrift für Gelehrte und Gebildete vor.

Christoph Friedrich Nicolai erläutert in der Vorrede die Veröffentlichungs-Bedingungen der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ mit ihrem Ziel und den geplanten Inhalten.

Als Mitherausgeber und Verleger wirbt er Kunden an. Dazu nennt er die Erscheinungsorte und -zeiten sowie den Umfang der Gelehrtenzeitschrift. Die Bibliothek soll die Leserschaft über die aktuellen Erscheinungen in der Literatur informieren. Sie behandelt daher wichtige Geschehnisse und liefert einen Überblick über die neu erschienenen Werke der bedeutsamen Schriftsteller. Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die herausragenden deutschen Veröffentlichungen gelegt, welche ausführlich bearbeitet und beurteilt werden. Übersetzungen und andere kleinere deutsche Schriften werden vorgestellt und kurz bewertet.

 

Die anderen Schriftsteller, die an dem Werk mitarbeiten, sind deutschlandweit verteilt. Es handelt sich um Gelehrte aus allen elementaren Fachbereichen. Einige von ihnen sind allgemein anerkannte Berühmtheiten unserer Zeit. Auch unbeteiligten Fachkundigen sind unter gewissen Einschränkungen Beiträge ermöglicht.

Die einzelnen Artikel der Autoren sind durch Initialen gekennzeichnet, um sie zu unterscheiden und etwaigen Zwisten und Schwierigkeiten von vornherein entgegen zu wirken.      

In den letzten 5 Jahren hat sich die Zeitschrift nicht nur etabliert, sondern erfreut sich bei dem Publikum auch großer Beliebtheit. Die voraussichtlich überaus erfolgreiche Zukunft werden wir gebannt verfolgen. 

Helen Achinger

 

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 vgl. Christoph Friedrich Nicolai.- In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, www.bautz.de/bbkl/n/nicolai_c_f.shtml

Friedrich Nicolai, www.preussenchronik.de/cache/person_c20457.html

Studio für alte deutsche Literatur: Aufklärung – Autoren – Friedrich Nicolai, www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/aufklaer/thomasius.htm