Georg Friedrich Harsdörffer und der Pegnitzer Blumenorden

Georg Friedrich Harsdörffer, einer der großen Poeten unserer Zeit, wurde am 1.11.1607 in Fischbach am Rhein als Sohn einer angesehenen Familie geboren.

Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und Ausbildung, die ihm die Teilnahme am öffentlichen Leben der Stadt und eine Karriere als Schriftsteller und Sprachwissenschaftler ermöglichen sollte. Dem Studium der Rechtswissenschaften, Philosophie, Geschichte, Philologie und Mathematik an der neu gegründeten Universität Altdorf bei Nürnberg (1623) und der Universität Straßburg (1623 bis 1626) schloss sich eine mehrjährige Bildungsreise an (1627 bis 1631), die in Genf begann und nach Frankreich, Belgien, England und Italien führte. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg verließ er die Stadt nur noch gelegentlich. Hier gründete er zehn Jahre nach seiner Heirat mit Susanne Fürer im Jahre 1644 den „Pegnitzer Hirten- und Blumenorden"1.

 

 

 

Neben dieser Sprachgesellschaft gehörte er noch mehreren weiteren, so unter anderem der „Fruchtbringenden Gesellschaft", an. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehört die Entwicklung des „Fünffachen Denckring der Teutschen Sprache", einer aus fünf konzentrischen Papierkreisen bestehenden „Sprachmaschine", die es ermöglicht jedes Wort der deutschen Sprache und dadurch Reimpaare zu bilden. Auf jedem der fünf Ringe findet sich eine der Silben des zu bildenden Wortes. Durch Drehen der einzelnen Ringe um ein gemeinsames Zentrum ergeben sich so immer neue Wörter und Reimpaare.

 

Der Fünffache Denkring der deutschen Sprache

 

 

Harsdörffer beschäftigte sich außerdem auch eingehend mit wissenschaftlichen Themen, was unter anderem in seiner Zeichnung einer Sonnenuhr aus dem Jahre 1651 zum Ausdruck kommt.

Leider verstarb Harsdörffer bereits vor hundertzwölf Jahren, sein Blumenorden aber besteht weiter.

 

Der Pegnitzer Hirten- und Blumenorden

Logo des Pegnitzer Hirten- und Blumenordens

 

 

Zur Gründung des Pegnitzer Blumenordens erfand Sigmund von Birken eine Legende, die allerdings vermutlich sehr nahe an den realen Geschehnissen ist. So berichtet er, Georg Friedrich Harsdörffer und Johann Klaj seien von zwei adeligen Damen um Gedichte für ihre Hochzeit gebeten worden, und hätten sich dann auf einen Wettbewerb eingelassen, um den besseren Dichter zu ermitteln. Weil aber keiner der Preisrichter sich auf einen Sieger festlegen konnte, nahmen sich beide Dichter eine Blume aus dem Blumenkranz, den der Sieger erhalten sollte. Direkt nach der Ordensgründung stießen noch mehrere Nürnberger Dichter und Gelehrte zu den beiden, der Blumenorden war geboren, er sollte eine der beständigsten und bekanntesten Schreibgesellschaften Deutschlands werden. Harsdörffer war der erste Vorsitzende des Ordens, er wurde von seinem jungen Dichterbruder Sigmund von Birken abgelöst.

Die Sonnenuhr

 

 

Obwohl der Orden aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen vielfach vor der Auflösung stand, erlebte der Blumen- beziehungsweise Hirtenorden unter seinem fünften Präses Lilidor - die Mitglieder des Blumenordens trugen die Namen antiker Schäfer - zwischen 1681 und 1716 eine erneute Blütezeit.

Lilidor legte vor allem auch Wert auf zusätzliche Treffen der Blumenbrüder, um sich in zwangloser Atmosphäre zu unterhalten. Treffpunkt des Ordens war zu dieser Zeit das Irrhain in Kraftshof.

 

Der Irrhain, Treffpunkt des Pegnitzer Blumenordens

 

 

Lilidor verstand den Orden als Akademie , eine Einstellung, die bei vielen Mitgliedern den Ehrgeiz erweckte, den Orden zu erhalten. So auch 1761, als der Leipziger Gottschad Georg Andreas Will die Auflösung des Ordens und die Übereignung des Irrhains nahe legte. Will entschied sich gegen die Empfehlung des Kollegen und erhielt mit Hilfe seiner Studenten den Pegnitzer Blumenorden in reformierter Gestalt.2

Julia Belgutay

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/barock/harsdoer.htm

2 vgl. auch: www.mauther-gesellschaft.de/mauthner/intro/schwin1.html und

www.ai-fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/AUSKUNFT.HTM