Sprachgesellschaften- Zentren des literarischen Lebens

Sprachgesellschaften sind gelehrte Vereinigungen, die im letzten Jahrhundert entstanden. Sie bildeten sich in Deutschland nach dem Vorbild der 1582 gegründeten florentinischen Accademia della Crusca. In Deutschland entstanden die „Fruchtbringende Gesellschaft" in Weimar (1617), die „Aufrichtige Tannengesellschaft" in Straßburg (1633), die „Musikalische Kürbishütte" in Königsberg (1636), die „Teutschgesinnte Genossenschaft" in Hamburg (1643), der „Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz" in Nürnberg (1644), der „Elbschwanenorden" in Hamburg (1656) und die „Poetische Gesellschaft in Leipzig (1677). Die in Sprachgesellschaften entstandenen Werke sind aus der Gegenwart nicht mehr wegzudenken. Unter anderem verdanken wir ihnen „Die deutsche Rechtschreibung" (1645) und „Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs" (1691). Durch Emblem und Gesellschaftsnamen wird eine Gleichheit der Mitglieder untereinander bewirkt. Außerdem sollte und soll auch die Arbeit an Literatur und Sprache aus reinem Interesse an der Sache und nicht etwa aus Profilierungssucht heraus geschehen1.

 

 

 

Tätigkeiten der Sprachgesellschaften

Die Sprachgesellschaften haben das Ziel, die deutsche Sprache zu pflegen. Diese sollte zunächst von fremden Einflüssen befreit und hof- und standesgemäß gemacht werden. Das Streben nach Eindeutschung von Wörtern aus fremden Sprachen führte allerdings häufig zu Übertreibungen, die nicht in den Sprachgebrauch übernommen wurden, wie z.B. die Umbenennung von „Fenster" in „Tagesleuchte" und „Kloster" in „Jungfernzwinger". Außerdem sollten auch die einheitliche Orthographie gefördert und sprachwissenschaftliche, poetologische und ästhetische Fragen geklärt werden.

 

Auch verbreiteten und wendeten die Mitglieder von Sprachgesellschaften die Literatursprache in Übersetzungen an, aber auch in theoretischen Abhandlungen und Dichtungen. Die Mitglieder müssen in ihren Dichtungen die Reim- und Stilgesetze beachten und auch Fremdwörter meiden2.

 

 

 

Die Mitglieder

Die soziale Zusammensetzung der Sprachgesellschaften war und ist vielfältig. Die Mehrheit in den Mitgliederlisten stellten und stellen jedoch die Fürsten und der Adel. Weitere Mitglieder sind geachtete bürgerliche Gelehrte, (Hof-) Beamte, bedeutende Dichter und Dichtungstheoretiker. Die Fürsten schlossen sich ursprünglich diesen Gesellschaften an, weil sie Kontakte zu Dichtern erhofften, die sie zu Lobgedichten auf sich verpflichten wollten. Die eigentlichen Träger der Spracharbeit sind heutzutage allerdings Mitglieder des Bildungsbürgertums. Die Bürgerlichen werden gemäß ihren Verdiensten und Leistungen um die Sprache in die jeweilige Gesellschaft aufgenommen3.

 

 

 

Einfluss und Wirkung der Sprachgesellschaften

Die Sprachgesellschaften wurden bisher zwiespältig aufgenommen. Die Pflege der Reinheit der Sprache im Reden und im Schreiben und auch in Reimen ist allgemein als große Leistung anerkannt, auch wenn die übertriebene Verdeutschung und Ausmerzung von Fremdwörtern von Kritikern bereits früh, z.B. von Grimmelshausen, verspottet wurden4. Umstritten bis fast abgelehnt ist jedoch die Auffassung, dass Dichten etwas Lehr- und Lernbares sei, zumal sich die solchermaßen begründete Poesie an fremden Vorbildern orientierte, besonders denen aus der Antike, dem modernen Frankreich, Italien und den Niederlanden.

Agnes Jachimski

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1 vgl.www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/barocspg.htm

2 Helmuth Nürnberger, Geschichte der deutschen Literatur, München 24. Aufl. (3. Nachdruck), S. 68

3 Sprachgesellschaften.- In: Encarta 2001

4 www.ni.schule.de/~pohl/literatur/sadl/barock/sprachge.htm

Karte

Christopher Marx

Anmerkungen der Herausgeber des Nachdrucks:

1

Teutschgesinnte Genossenschaft:

1642 von Zesen in Hamburg gegründet

207 Mitglieder

Mitglied: Harsdörffer

 

Elbschwanenorden:

1658 von Pastor Rist in Hamburg gegründet

45 Mitglieder

Diese Sprachgesellschaft hegt Feindschaft zu von Zesen

2

Musikalische Kürbishütte:

1636 in Königsberg in Königsberg gegründet

 

3

Aufrichtige Tannengesellschaft:

1633 in Straßburg gegründet

5- 10 Mitglieder

 

4

Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz:

1644 von Harsdörffer in Nürnberg gegründet

117 Mitglieder

Mitglied: Schottelius

Diese Sprachgesellschaft besteht bis heute

 

5

Poetische Gesellschaft:

1677 in Leipzig gegründet